Die gefährlichen Folgen von zu wenig Schlaf
Die Vergangenheit zeigt deutlich, wie gefährlich Übermüdung durch ein Mangel an Schlaf sein kann. Viele Unglücksfälle konnten nur passieren, weil die zuständigen Personen übermüdet oder eingeschlafen waren und dadurch ihren Job nicht erledigen konnten. Im März 1979 kam es zu einem gefährlichen Zwischenfall in dem Atomreaktor „Three Miles Island“ in Harrisburg, gegen vier Uhr morgens, aufgrund „menschlichen Versagens“.
Auch der Unfall des Atomreaktors in Tschernobyl im April 1986 ist auf die Übermüdung des Kontrollpersonals zurückzuführen. Ein weiteres Beispiel zeigt der Unglücksfall der Raumfähre „Challenger“ im Januar 1987. Nach nur zwei Stunden Schlaf trafen übermüdete Mitarbeiter der NASA wichtige Entscheidungen, die mit zum Absturz der Raumfähre führten. Für das Kentern der Fähre „Herald of Free Enterprise“ im März 1987 war ein Bootsmann verantwortlich, der die Bugklappen bei Hafenausfahrt hätte schließen sollen, allerdings aus Erschöpfung in seiner Kabine eingeschlafen war.
Es kamen dabei 193 Menschen ums Leben. Im April 1988 erlitt ein japanisches Tankschiff namens „Matsukaze“ ein ähnliches Schicksal, als es morgens um 3.15 Uhr in der Straße von Juan de Fuca im Pazifik auf Grund lief. Verantwortlich dafür war eine Wache, die auf der Brücke eingeschlafen war.
In Alaska verunglückte 1988 der Tanker „Exxon Valdez“, nachdem dessen übermüdete Mannschaft das Ruder einem unerfahrenen Mann überließ. Im Jahr 1991 und 1999 kamen erst 233 Menschen und acht Jahre später 217 Menschen bei zwei Flugzeugabstürzen mit Flugzeugen derselben Baureihe ums Leben, deren Grund technische Defekte waren, die auf die Übermüdung der Fabrikbelegschaft zurückzuführen war.
Nacht-/Schichtarbeit
Leider kannst Du oft nicht einmal etwas dafür, wenn Dein Körper unter einem Entzug an Schlaf leidet – berufliche Arbeitsschichten sind ein häufiger Grund für Übermüdung. Der Schlafrhythmus wird dabei stark durch wechselnde Arbeitszeiten gestört, wodurch auf Dauer die körperliche und psychische Gesundheit darunter leiden muss.
Studien belegen: Schichtarbeiter leiden überdurchschnittlich oft an Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, des Magen-Darm-Traktes, der Leber und der Schilddrüse.
Innere Unruhe, Nervosität, Kopfschmerzen und Erschöpfungszustände sind dabei eine häufige Nebenerscheinung. Gefährlich dabei ist, dass bei langjähriger Schichtarbeit die Schlafstörung chronisch werden kann.
Festgestellt wurde allerdings, dass schnell rotierende Schichtwechsel besser zu bewältigen sind als langsame Wechselschichten. Also wenn Du die Möglichkeit dazu hast – lieber häufig zwischen Frühschicht, Spätschicht und Nachtschicht wechseln.
Die Sieben-Punkt-Erklärung
Schon lange ist es in der Wissenschaft bekannt, dass der menschliche Körper unter einem Mangel an Schlaf stark zu leiden hat, was Unfälle und Katastrophen zur Folge haben kann. In Stockholm wurde daraufhin 1994 in einer internationalen Konferenz beschlossen, dass es einen Zusammenhang zwischen Arbeitszeiten, Übermüdung und Unfällen gibt.
Daraufhin erstellten Experten die folgende Sieben-Punkt-Erklärung.
- Der Schlaf des Menschen ist ein zentrales und lebenswichtiges Grundbedürfnis.
- Wird dieses Bedürfnis missachtet, etwa durch zu kurze Schlafdauer oder durch Nachtarbeit, können die Folgen weiter reichen, als viele wahrhaben wollen. Die schädlichen Auswirkungen von chronischem Schlafentzug, ungenügendem oder gestörten Schlaf addieren sich. Mit jedem Faktor riskiert man mehr Fehler und Unfälle.
- Sehr lange Arbeitswege, finanzielle und soziale Anreize erhöhen ständig den Druck, länger am Stück zu arbeiten und die Arbeit selbst zu verdichten. Das kann die Müdigkeit weiter verschärfen, die ihrerseits die Arbeitsteilung beeinträchtigt.
- Weltweit schlafen Nachtschichtarbeiter oftmals bei der Arbeit oder während der anschließenden Heimfahrt ein; dadurch steigt die Unfallhäufigkeit.
- Auf Fernstraßen und Stadtautobahnen ist die Gefahr einschlafbedingter Unfälle besonders hoch, insbesondere zwischen Mitternacht und 6 Uhr morgens sowie am frühen Nachmittag. Zwischen Mitternacht und 6 Uhr morgens steigt das Risiko für Straßenverkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang deutlich an. In mehr als der Hälfte davon sind junge Männer unter 30 Jahren verwickelt, selbst wenn Alkohol als Unfallursache ausgeschlossen werden kann. Die derzeitige Unfallberichterstattung unterschätzt aller Wahrscheinlichkeit nach, wie häufig Verkehrsunfälle auf Einschlafen zurückzuführen sind.
- Da Ermüdung die Leistungsfähigkeit deutlich beeinträchtigt, zieht sie vermutlich viel häufiger Industrie- und Verkehrsunfälle nach sich, als sich das in den offiziellen Untersuchungen und Statistiken niederschlägt.
- Fehlende oder unzureichende Arbeitszeitregelungen gefährden in vielen Ländern die öffentliche Sicherheit. Das gilt vor allem für Branchen, in denen die Arbeit der Beschäftigten direkt auf die eigene Sicherheit zurückwirken kann, auf die öffentliche Sicherheit oder gar auf die Umwelt (zum Beispiel Verkehr, Chemie, Kernenergie).
Die psychischen Folgen
Die psychischen Folgen von einem Mangel an Schlaf und Übermüdung sind stärker, als die meisten Menschen glauben möchten. Schlechte Laune, Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Misstrauen sind nur die mildesten Symptome von Übermüdung.
Allerdings kann zu wenig oder schlechter Schlaf auch schlimmere Folgen nach sich ziehen, besonders wenn man häufig seine Nachtruhe vernachlässigt.
Studien zeigen, dass Depressionen, Sinnestäuschungen und Halluzination häufige schwerwiegende Folgen von starkem Mangel sein können. allein die Tatsache, dass dies in vielen Ländern als Foltermethode genutzt wird, zeigt wie schädigend dies für uns Menschen sein können.
Die körperlichen Folgen
Doch auch die körpereigenen Folgen sind nicht von der Hand zu weisen, denn ein Mangel an Schlaf hinterlässt schon nach kurzer Zeit deutliche Spuren: Ähnlich wie im Frühstadium der Zuckerkrankheit sind die Blutzuckerwerte erhöht, ein verschlechterter Kohlenhydratstoffwechsel ist nachzuweisen, die Produktion von Schilddrüsenhormonen ist durcheinander und gegen Abend sind die Werte des Stresshormons Kortisol im Blut so hoch, wie sie es eigentlich nur am Morgen sein dürften.
Auch wenn diese Abweichungen nach einer Weile ohne einen Mangel an Schlaf sich wieder normalisieren, ist das Ganze für den Körper höchst anstrengend und kann irgendwann zu irreversiblen Dauerschäden führen.
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