Junge schläft

Albträume sind nicht nur unter Erwachsenen, sondern auch unter Kindern weit verbreitet. Vor allem wenn das Kind einen Albtraum zum ersten Mal erlebt, kann dies eine sehr traumatische Erfahrung sein. Man möchte als Elternteil für das Kind da sein und verstehen, warum es so schlecht träumt.

Lesen sie hier alles über Albträume und wie sie ihrem Kind helfen können, besser durchzuschlafen:

Wie entstehen Albträume?

Der Albtraum wird von Ärzten und Psychologen zu der Gruppe der Parasomnien gezählt. Sie zählen zu den am häufigsten auftretenden Parasomnien im Kindesalter und sind mit den Gefühlen von Angst, Furcht, Wut, Hass, Trauer oder Scham verbunden. Wenn ein Kind schläft, durchläuft es wie wir unterschiedliche Schlafphasen, welche sich in die Einschlafphase, die Leichtschlafphase und die Tiefschlafphase unterteilen lassen. In der Einschlafphase sinkt die Atemfrequenz und der Puls, wodurch der Körper langsam in den Ruhemodus gelangt. In dieser Phase kann man leicht wieder wach werden. In der zweiten Phase schlafen wir dann ein, aber weisen noch keine Augen- oder Muskelbewegungen auf. In der dritten Phase erreichen wir durch den tiefen Schlaf eine Entspannung und Erholung für Körper und Geist. Nach der Tiefschlafphase folgt dann die REM-Phase (REM = rapid eye movement), welche durch Augenbewegungen definiert wird. In dieser Phase weist das Gehirn die meiste Aktivität auf. Träume können dabei in jeder dieser Phasen entstehen, doch sie treten überwiegend in der zweiten Nachthälfte während der REM-Phase auf, wenn wir tief und fest schlafen. Hier treten auch die Albträume auf.

Wenn wir sie erleben, steigt unsere Herz- und Atemfrequenz und führt meist zum plötzlichen Erwachen. Viele Studien haben auch gezeigt, dass Albträume sowie Schlafmuster vererbt sind. Der Trauminhalt umfasst meist eine Bedrohung auf das Leben oder die Sicherheit von uns selbst oder Menschen, die uns nahestehen. Kinder sind deshalb anfälliger für Albträume, da sie bereits durch unangenehme Vorlesegeschichten oder einem Film, der Ihnen Angst gemacht hat, verursacht werden können. Als Erwachsener wissen wir, dass eine Geschichte nur eine Geschichte ist und ein Film nur ein Film. Dies ist einer der Gründe, weshalb manche Filme eine Altersbeschränkung haben. Die schlechten Träume können sich aber auch aus einer Alltagssituation entwickelt haben, wie beispielsweise ein Ereignis aus dem Kindergarten. Wenn das Kind Stress erlebt, folgt darauf meist ein Albtraum in der Nacht. Dies kann ein Umzug sein, eine Auseinandersetzung mit einem anderen Kind oder Erzieher oder auch wenn das Kind sieht, dass sich seine Eltern streiten.

Ab welchem Alter können Kinder Albträume bekommen?

Auch wenn jeder Erwachsene schon mal mit Albträumen in Berührung kam, treten sie bei Kindern am häufigsten auf. Ungefähr 70 % – 90 % der Kinder im Alter zwischen fünf und zehn Jahren leiden immer wieder unter Albträumen. Dies hat den Hintergrund, dass Kinder ab einem Alter von vier Jahren Ängste und Fantasie entwickeln. Außerdem beginnt ihre kognitive Entwicklung sich herauszubilden und sie nehmen ihre Umgebung viel besser wahr. Das macht Albträume für Kinder besonders schwerwiegend, da sie Träume nicht von Anfang an als Träume identifizieren können. Sie beginnen den Unterschied zwischen Traum und Wirklichkeit erst mit ungefähr drei Jahren zu erkennen. Ab einem Alter von sechs Jahren ist das Erkennen zwischen den beiden Welten erst abgeschlossen. Es wurde nachgewiesen, dass auch Schulkinder viele Albträume haben, weil sie zum ersten Mal Leistungsdruck erleben. Obwohl sie nach dem Aufwachen realisieren, dass sie nur geträumt haben, ist es dennoch ein unschönes Erlebnis, bei dem sie meist träumen, dass sie in irgendeiner Hinsicht versagt haben.

Welche Bedeutung haben Albträume?

Wenn Kinder träumen, verarbeiten sie Situationen aus dem Alltag und erkennen, welche Themen sie unbewusst beschäftigen. Das gleiche gilt für Albträume, denn sie enthalten bestimmte Botschaften, die am Tag nicht als wichtig wahrnehmen werden oder sogar verdrängt werden. Da Albträume sehr negative Gefühle in Kindern auslösen, wachen sie oft davon schweißgebadet und voller Panik auf. Dies ist aber auch der Grund, weshalb sie sich so gut an Albträume erinnern können. Wenn sie während ihrer REM-Phase aufwachen, wird das Geträumte direkt im Gedächtnis abgespeichert. Zudem sind Albträume viel spektakulärer als gewöhnliche Träume. Dabei kann es ein freier Fall sein, dass man verfolgt wird, dass man in etwas versagt oder auch der Tod eines geliebten Menschen. Vor allem Letzteres kann sehr traumatisch für Kleinkinder sein und sich sehr negativ auf deren Psyche auswirken. Im Albtraum verarbeitet das Kind seine Gefühle, welche es im Alltag erlebt hat. Wenn Kinder in einem Kriegsgebiet leben, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie an regelmäßigen Albträumen leiden, selbstverständlich höher. Dies ist auch der Fall, wenn Kinder in Armut aufwachsen oder ein gewalttätiges Elternteil haben. Somit spielt das Umfeld eine große Rolle bei der Entstehung von Albträumen.

Kind Albtraum

Was kann man dagegen tun?

Alle möglichen Arten von Albträumen sind sehr verstörend und können uns auch am folgenden Tag negativ beeinflussen. Oft sind die Menschen danach gereizt, verängstigt und gestresst. Sie haben außerdem gravierende Nebenwirkungen auf den Schlaf selbst, da vor allem Kinder danach Angst haben, wieder einzuschlafen, weil sie das Geträumte für real halten. Wenn sie vom Tod eines Familienmitglieds oder einem Freund träumen, müssen die Eltern sich damit umgehend auseinandersetzen und mit dem Kind vor allem darüber reden. Es empfiehlt sich morgens vor dem Kindergarten oder der Schule ein wenig Zeit für das Kind aufzubringen und mit ihm beispielsweise am Frühstückstisch den Traum nochmal zu besprechen. Lassen sie das Kind über den Traum berichten, wird es den Schreck von ihm nehmen. Es hilft dem Kind zu verstehen, dass der Albtraum nicht real war. Hierbei ist zu beachten, dass man Kind keineswegs zum Reden zwingen darf. Man sollte die Wahl dem Kind überlassen, ob es darüber reden möchte oder nicht.

Wenn ihr Kind einen Albtraum hat und nach ihnen ruft oder zu ihnen kommt, braucht es in erster Linie ihr Verständnis und ihre Zuneigung. Die Nähe des Elternteils wirkt sehr beruhigend auf das Kind. Dadurch kann es das Geträumte besser verarbeiten und die Bestätigung erhalten, dass das Geträumte nicht real war. Durch die Bewältigung von dem schlechten Traum wird das Selbstvertrauen des Kindes erhöht, wodurch die Albträume dann meist wieder verschwinden.

Wenn sie merken, dass ihr Kind Albträume hat, weil es vorher einen bestimmten Film oder eine bestimmte Geschichte gesehen oder gehört hat, sollten sie eine Wiederholung dessen vermeiden. Dadurch wissen sie zudem auch, dass ihr Kind manche Filme noch nicht so gut verarbeiten kann. Wenn ihr Kind ein Monster im Film gesehen hat und die Nacht darauf schlecht geträumt hat, sollten sie bis auf Weiteres keine Filme mit dem Kind schauen, wo sie wissen, dass Monster auftauchen.

Leider kann man Albträume nicht immer vermeiden, doch man kann einiges tun, um den Schlaf des Kindes zu verbessern. Hierbei können Rituale vor dem Schlafengehen helfen. Achten sie darauf, dass die Raumtemperatur maximal 21 °C beinhaltet und das Zimmer vor dem Zubettgehen kurz gelüftet wird. Viele Kinder fühlen sich sicherer, wenn sie ein Kuscheltier im Bett haben und das Nachtlicht brennt. Eine gute Idee wäre es auch mit ihrem Kind einen Traumfänger zu basteln, der vor bösen Träumen beschützen soll. Vor jedem Schlafen gehen können sie zudem gemeinsam mit dem Kind unter das Bett sehen, um ihm zu vergewissern, dass dort keine bösen Monster wohnen. Wenn all das nicht hilft und ihr Kind immer noch Angst hat, allein zu schlafen, können sie eine Matratze neben das Bett legen und ein paar Nächte bei dem Kind schlafen, bis seine Angst verschwindet und es nicht mehr von Albträumen geplagt wird.

Referenzen

  1. Pietrowsky, Reinhard. „Albträume.“ Schlaf01 (2018): 26-33.
  2. Sauseng, W., L. Rauter, and R. Kerbl. „Nachtschreck, Schlafwandeln und Albträume.“ Monatsschrift Kinderheilkunde12 (2016): 1096-1102.
  3. Holzinger, Brigitte. Albträume: was sie uns sagen und wie wir sie verändern können. Langen Mueller Herbig, 2016.
  4. Kapfhammer, Hans-Peter. „Albträume.“ Schlaf02 (2014): 74-80.
  5. Nielsen, Tore, and Ross Levin. „Nightmares: a new neurocognitive model.
  6. Schredl, Michael, et al. „Longitudinal study of nightmares in children: stability and effect of emotional symptoms.“ Child psychiatry and human development3 (2009): 439-449.
  7. Schredl, Michael, Dorothea Blomeyer, and Michaela Görlinger. „Nightmares in children: influencing factors.“ Somnologie-Schlafforschung und Schlafmedizin3 (2000): 145-149.
  8. McNamara, Patrick. Nightmares: The science and solution of those frightening visions during sleep. Greenwood Publishing Group, 2008.
  9. Hadfield, James Arthur. „Dreams and nightmares.“ (1954).

Über den Autor:

Jana ist eine wissensdurstige Texterin mit einem kürzlich erworbenen Bachelor in Germanistik, die sich auf medizinische Texte spezialisiert hat und in ihrer Freizeit gerne Yoga macht und lehrt.