Melatonintabletten-zum-Einschlafen

Melatonin kennen wir normalerweise als körpereigenes Hormon, das in der Zirbeldrüse gebildet wird und bewirkt, dass wir müde werden, sobald es dunkel wird. Nun haben amerikanische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Cleveland Clinic in Ohio in einer Studie mit 26.779 teilnehmenden Personen herausgefunden, dass Melatonin auch dabei helfen kann, vor einer Infektion mit dem Coronavirus zu schützen.

Was ist Melatonin?

Das Schlafhormon Melatonin ist für die Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus verantwortlich. Es wird überwiegend im Zwischenhirn in der Zirbeldrüse gebildet, in der tagsüber das stimmungsaufhellende Serotonin entsteht, das am Abend in das schlaffördernde Melatonin umgewandelt wird. Die Produktion von Melatonin ist anhängig vom Licht. Verringert sich der Lichteinfall im Auge, wird mehr Melatonin ausgeschüttet und wir werden müde. Zwischen 2 und 4 Uhr nachts erreicht der Melatoninspiegel seinen Höchstwert, bevor er danach abfällt und das Stresshormon Cortisol als Gegenspieler dafür sorgt, dass wir aufwachen. Melatonin hat aber nicht nur einen Einfluss auf unsere innere Uhr und bewirkt, dass wir müde werden, das Hormon übernimmt noch weitere lebenswichtige Funktionen im Körper. So kurbelt es beispielsweise auch das Immunsystem an, hemmt die Produktion von Magensäure, beeinflusst die Ausschüttung von Sexualhormonen und unsere Gedächtnisleistung.

Die Wirkung von Melatonin auf unser Immunsystem

Aber nicht nur für unseren Schlaf, auch für ein funktionierendes Immunsystem spielt Melatonin eine wichtige Rolle. Die weißen Blutkörperchen, die ein wesentlicher Bestandteil des Immunsystems sind, und deren Aufgabe darin besteht, Eindringlinge wie Pilze, Viren und Bakterien unschädlich zu machen, besitzen Melatoninrezeptoren. So kann Melatonin das Immunsystem unterstützen und dabei helfen, virale oder bakterielle Infektionen zu bekämpfen. Zudem wirkt Melatonin entzündungshemmend. Forscherinnen und Forscher vermuten, das Melatonin eine Verbindung zwischen dem zirkadianen Rhythmus und dem Immunsystem herstellt. Studien belegen ebenfalls, dass Menschen mit einem ungestörten zirkadianen Rhythmus und entsprechend ausreichender Melatoninproduktion seltener von Infektionskrankheiten betroffen sind. Auch einen Zusammenhang zwischen dem Melatoninspiegel und dem Risiko, an bestimmten Krebsarten zu erkranken, bestätigen Studien. Vor allem Personen, die im Schichtdienst arbeiten oder aufgrund anderer Umstände einen niedrigen Melatoninspiegel haben, hätten ein erhöhtes Risiko, Krebs zu bekommen. Der Grund: Das Schlafhormon übernimmt im Körper während des Schlafens auch die Funktion eines Antioxidans und DNA-Reparaturmittels. Bei zu niedrigen Melatoninwerten kann diese Funktion im Körper nicht aufrechterhalten werden, und das kann unter anderem die Entstehung von Krebszellen begünstigen.

Melatonin als Hilfsmittel gegen Corona?

Auf der Suche nach einer wirksamen Behandlung bei einer Infektion mit SARS-CoV-2, ist Melatonin in den Fokus der Wissenschaft gerückt. In einer Studie am Genomic Medicine Institute der Cleveland Clinic in Ohio mit 26.779 Proband*innen wurde untersucht, ob bereits zugelassene Medikamente auch bei einer Infektion mit dem Coronavirus wirksam sein könnten. Ein Ergebnis der Studie, die in der Fachzeitschrift PLOS Biology veröffentlicht wurde, war, dass die Einnahme von Melatonin die Wahrscheinlichkeit an Corona zu erkranken um 28 % verringern konnte. Aus den Daten lässt sich schließen, dass Melatonin die Überreaktion des Körpers auf das Virus einschränken kann. Das Hormon trägt dazu bei, die Toleranz gegenüber dem Virus zu erhöhen, was letztendlich die Schädigung von Organen und Gewebe verringern würde, so der Hauptautor der amerikanische Studie Feixiong Cheng.

Entzündungshemmende Wirkung von Melatonin bei Atmenwegserkrankungen

Bereits in früheren Untersuchungen wurde festgestellt, dass Melatonin entzündungsfördernde Zytokine hemmen sowie oxidativen Stress abbauen und so das Immunsystem unterstützen kann. Die entzündungshemmende Wirkung des Schlafhormons könne so positiven Einfluss auf Entzündungen haben, die durch das Coronavirus verursacht werden. Die Studie der Cleveland Clinic fand nämlich ebenfalls heraus, dass Erkrankungen wie etwa die Lungenerkrankung COPD, Lungenfibrose oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen eine Ähnlichkeit aufweist zu der Art und Weise, wie SARS-CoV-2 den Körper von infizierten Personen schädigt. Bislang sind die Ergebnisse der Studie noch kein Beweis dafür, dass Melatonin bei einer Erkrankung mit Covid-19 helfen kann oder sogar vor dem Infizieren mit dem Virus schützt. Allerdings liefert die Studie wertvolle Erkenntnisse, die notwendig sind, um wirksame Behandlungsmethoden gegen eine Erkrankung mit dem Coronavirus zu entwickeln.

Referenzen:

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Über den Autor:

Schreiben war schon immer Judiths Ding. Deshalb führte sie ihr Weg auch schon in die verschiedensten Print- und Online-Redaktionen, wo sie über all die Themen schreibt, die sie selber interessieren: Literatur, Musik und gutes Essen. Bei Schlaf.de informiert sie Interessierte über alles, was mit dem Thema “Schlafen” zu tun hat. Und wenn sie mal nicht in die Tasten haut, ist sie garantiert auf der Suche nach neuen angesagten Restaurants, guckt Katzenvideos oder singt im wohl coolsten Chor Berlins.