Schlaftagebuch und Erstgespräch

Zusatzuntersuchungen

Zusätzlich zu den üblichen Messungen der Polysomnografie kann ein Arzt weiter Untersuchungen zu Deinem Schlafverhalten anordnen. Voraussetzung dafür ist eine mögliche körperliche Erkrankung oder Beeinträchtigung als Ursache für deine Schlafstörungen. Nach möglichen körperlichen Erkrankungen werden in Gesprächen und Voruntersuchungen gesucht.

Der Begriff Zusatzuntersuchungen schließt Tests wie das Langzeit-EEG, die kontinuierliche Blutdruckmessung, die intrathorakale Druckmessung und die ösophageale pH-Metrie mit ein. Im Folgenden werden nun die einzelnen Untersuchungen kurz erklärt.

Das Langzeit-EEG unterscheidet sich vom normalen EEG bei der Polysomnografie durch den Zeitraum der durchgeführten Messungen. Zudem sind die Aufzeichnungen der Gehirnaktivität umfangreicher. Ziel des Langzeit-EEG ist es, die Standardmessungen während der Nacht mit Daten während des Tages zu ergänzen. Deine Hirnströme werden maximal 24 Stunden am Stück aufgezeichnet. Natürlich kann der Arzt auch kürzere Messungen vorgeben.

Bei der kontinuierlichen Blutdruckmessung gibt es zwei verschiedene Messmethoden. Ein Arzt entscheidet bei jedem Patienten individuell, welches der beiden Verfahren am geeignetsten ist. Bei der ersten Variante wird der Blutdruck innerhalb der Blutbahn ermittelt. Bei der Zweiten wird mithilfe einer kleinen Druckmanschette an einem der Finger gemessen.

Für die ösophageale pH-Metrie und die intrathorakale Druckmessung muss eine kleine Messsonde im Körper platziert werden. Die Sonde wird über die Nase vorsichtig in die Speiseröhre eingeführt. Dies hört sich gefährlicher an als es in Wirklichkeit ist. Es besteht bei diesem Vorgang keine Verletzungsgefahr. Die eingesetzten Messgeräte werden kaum wahrgenommen und beeinträchtigen deinen Schlaf nicht wesentlich. Bei der Auswahl des pH-Meters und des Drucksensors wird darauf besonders geachtet.

Die beiden Namen der Untersuchungen lassen sich einfach herleiten und beschreiben den Ort der Messungen. Im lateinischen lautet die Bezeichnung für die Speiseröhre Ösophagus. Intrathorakal lässt sich mit innerhalb der Brusthöhle übersetzen.

Beide Untersuchungen sind auf der Suche nach Schlafproblemen unverzichtbar und wichtiger Bestandteil im Schlaflabor.

Das pH-Meter hat dabei die Aufgabe, in die Speiseröhre zurückfließende Magensäure zu registrieren. Magensäure in der Speiseröhre löst einen Schluckreiz aus, wodurch diese wieder gereinigt wird. Dabei wird der Schlaf für einige Augenblicke unterbrochen. Häufiger Rückfluss unterbricht den Schlaf immer wieder und die Schlafqualität leidet.

Mithilfe der intrathorakalen Druckmessung werden Druckunterschiede im Brustkorb aufgezeichnet. Das ist ein wichtiges Indiz für den Arzt, um das Ausmaß der Atmungsstörung festzustellen und so individuell auf das Leiden zu reagieren. Nötig ist das vor allem, wenn die Informationen der standardmäßigen Polysomnografie nicht ausreichen.

Obwohl die Untersuchungen in der Blutbahn und in der Speiseröhre sehr sicher sind, kann ein Arzt mögliche Komplikationen nicht in jedem Fall ausschließen. Um das Risiko möglichst zu minimieren solltest du das Merkblatt aufmerksam lesen und den beiliegenden Fragebogen möglichst ausführlich und genau beantworten. So erhalten beide Seiten wichtige Informationen und machen die Messungen so sicher wie möglich.

Schlafendes Mädchen

Tagesmessungen

In Schlaflaboren wird nicht nur dein Schlafverhalten in der Nacht analysiert, sondern auch am Tag können wichtige Informationen gewonnen werden. Bei Tagesmessungen misst man die Wachsamkeit und die Reaktionsfähigkeit. Bei verschiedensten Test wird bestimmt, wie leistungsfähig du bist und wie lange du Dinge im Gedächtnis behalten kannst. Wichtig sind auch Ergebnisse darüber, wie sehr man zum Einschlafen neigt.

Deine Einschlafneigung misst man dabei mit dem Multiple-Schlaf-Latenz-Test, kurz MSLT, alle 2 Stunden zwischen 10 Uhr und 18 Uhr. Beim MSLT wirst du von einem Laborant verkabelt und du sollst versuchen in einem verdunkelten Raum einzuschlafen. Gelingt das innerhalb 20 Minuten, so wirst du nach 2 Minuten wieder geweckt. Stellt sich der Schlaf nach 20 Minuten nicht ein, so wiederholt man den Versuch 2 Stunden später erneut. Die Anzahl dieser Untersuchungen kann sich auf bis zu 4 Versuchen belaufen.

Um ein bestmögliches Ergebnis zu erhalten, musst du dich an einige wenige Regeln halten. Am Untersuchungstag dürfen keine anregenden Mittel wie beispielsweise koffeinhaltige Getränke oder aufputschende Medikamente eingenommen werden. Zwischen den einzelnen Schlaftests darf auch nicht geschlafen werden.

Allgemein gilt, je schneller du während des MSLT einschläft, desto größer ist deine Tagesmüdigkeit. Erfolgt regelmäßig ein Einschlafen in unter 5 Minuten, so ist eine rasche Behandlung notwendig. Bei zu großer Müdigkeit während dem Alltag stellt man eine Gefahr für sich und seine Mitmenschen dar.

Hügellandschaft

MWT und Fahrsimulator

In der jüngeren Vergangenheit haben sich auch zwei weitere Verfahren zur Ermittlung der Tagesmüdigkeit bewährt. Vor allem wenn ein ärztliches Gutachten erstellt werden soll kommen der sogenannte MWT und der Fahrsimulator zum Einsatz.

MWT steht für Mehrfach-Wachhalte-Test und er wird über mehrere Sitzungen über den Tag verteilt durchgeführt. Dabei wird die Fähigkeit getestet wach zu bleiben. Mehrmals wird man verkabelt im zwei Stunden Abstand auf einem Stuhl im Schlaflabor platziert. Im verdunkelten Zimmer musst du die nächsten 20 Minuten wach durchhalten. Ablenkungen sind dabei nicht erlaubt.

Im Fahrsimulator dagegen werden deine Aufmerksamkeit und deine Konzentrationsfähigkeit auf die Probe gestellt. Dabei bekommt man eine eher monotone Aufgabe die erledigt werden muss. 30 Minuten muss ein virtuelles Fahrzeug möglichst unfallfrei bewegt werden. Der Fahrsimulator registriert dabei jeden Unfall.

Referenzen

  1. Wenn der Schlaf gestört ist: Schlafmangel und -störungen (Ingrid Füller)

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Matthias Böhm
Matthias Boehm

Matthias setzt sich leidenschaftlich dafür ein, Menschen mit Informationen zu versorgen, die sie nutzen können, um sinnvolle Entscheidungen über ihre Gesundheit zu treffen. Als wissenschaftlicher Autor hat er mehr als ein Jahrzehnt damit verbracht, Patient*innen, Betreur*innen und Fachleute mit qualitativ hochwertigen, faktenbasierten Informationen zu versorgen und diese zu verfassen. Wenn er nicht gerade schreibt, kocht Matthias gerne vegetarisch, wandert und schläft gerne aus.

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