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Schlafentzug und Migräne
Genügend Schlaf ist sowohl für unser Überleben als auch für unser Wohlbefinden unerlässlich. Schlaf reguliert und regeneriert viele Funktionen des Körpers, wie unser Lern-, Gedächtnis- und Immunsystem. Schlaf wirkt sich auch auf unsere Stimmung sowie auf unsere Organe wie Gehirn, Herz und Lunge aus. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Schlafmangel diese Systeme negativ beeinflussen und zu psychischen und physischen Gesundheitsproblemen führen kann. Tatsächlich gehören Migräne und andere Arten von Kopfschmerzen zu den frustrierendsten Krankheiten, die mit Schlafentzug zusammenhängen.
Was ist Schlafentzug?
Im Gegensatz zu Schlaflosigkeit, bei der man Schwierigkeiten hat, einzuschlafen oder durchzuschlafen, obwohl man sonst die Zeit und die Umgebung zum Schlafen hat, tritt Schlafentzug auf, wenn man nicht die Möglichkeit hat, genügend Schlaf zu bekommen, wie z. B. Berufe mit langen oder unregelmäßigen Arbeitszeiten, Drogenmissbrauch, Stress und Angstzustände, Medikamente oder medizinische Erkrankungen, die den Schlaf stören. Manche Menschen leiden unter Schlafmangel, weil diese Faktoren sie daran hindern, sich genügend Zeit für den Schlaf zu nehmen. Für andere reicht die Zeit zum Schlafen zwar aus, aber sie wachen während der Nacht häufig auf, was zu einem nicht ausreichend erholsamen Schlaf führt. Schlafentzug wurde mit verminderter kognitiver Leistung und Konzentration, übermäßiger Tagesmüdigkeit, Stimmungsschwankungen und Problemen mit dem Gedächtnis und der Entscheidungsfindung in Verbindung gebracht. Die Forschung hat Schlafmangel auch mit einer Reihe von Kopfschmerzerkrankungen in Verbindung gebracht. Zu diesen gehört vor allem die Migräne, die am häufigsten beim morgendlichen Aufwachen auftritt.
Was ist Migräne?
Migräne tritt bei etwa 14,8 % der Frauen und 6,0 % der Männer in Deutschland auf. Es handelt sich um wiederkehrende Kopfschmerzen, die durch mäßige bis starke pochende oder pulsierende Schmerzen gekennzeichnet sind, die sich meist auf eine Seite des Kopfes konzentrieren. Weitere häufige Symptome sind Übelkeit, Schwäche und Empfindlichkeit gegenüber Licht und Geräuschen.
Migräne wird weiter danach kategorisiert, ob sie eine sogenannte Aura beinhaltet oder nicht. Dies bezieht sich auf zusätzliche Symptome, die vor oder während einer Migräne auftreten können, darunter Muskelschwäche, Kribbeln, Sehstörungen, Sehverlust und andere neurologische Symptome. Frauen sind dreimal häufiger von Migräne betroffen als Männer, und Menschen mit einer familiären Vorgeschichte von Migräne haben ein höheres Risiko, selbst an Migräne zu leiden.
Verursacht Schlafentzug Migräne?
Untersuchungen haben seit langem einen Zusammenhang zwischen Schlafproblemen und Kopfschmerzerkrankungen, einschließlich Migräne, Spannungskopfschmerzen und dem weniger häufigen Clusterkopfschmerz festgestellt. Allerdings leiden insbesondere Migränepatienten häufiger unter Schlafmangel als Menschen mit anderen Kopfschmerzerkrankungen. Neben der Erhöhung des Migräne-Risikos hat sich gezeigt, dass Schlafmangel auch die Schwere und Häufigkeit der Migräne erhöht.
Wie löst Schlafentzug Migräne aus?
Um den Zusammenhang zwischen Schlafentzug und Migräne vollständig zu verstehen, sind noch weitere Forschungen notwendig, aber es gibt gemeinsame Mechanismen im Gehirn. Zum Beispiel enthält der Hypothalamus – der Teil des Gehirns, der Schlaf und Erregung reguliert – auch Neuronen, die an der Modulation von Schmerzen beteiligt sind. Der Hypothalamus enthält auch den Nucleus suprachiasmaticus, der Signale von unseren Augen empfängt und uns hilft, unser Schlafverhalten an den äußeren Zyklus von Licht und Dunkelheit anzupassen. Ein beschädigter Nucleus suprachiasmaticus kann zu unregelmäßigem Tagesschlaf führen und den Schlaf-Wach-Zyklus stören.
Ein weiterer wichtiger Teil des Gehirns, der am Schlaf beteiligt ist, ist die Zirbeldrüse, die Melatonin produziert, das Hormon, das uns beim Einschlafen hilft, wenn wir den Wechsel zwischen Tag und Nacht erkennen. Niedrige Melatoninwerte werden mit Migräne und Clusterkopfschmerzen in Verbindung gebracht, ebenso wie mit Kopfschmerzen beim Aufwachen.
Können andere Schlafprobleme Migräne auslösen?
Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass nicht nur zu wenig Schlaf (Schlafentzug), sondern auch zu viel Schlaf (Hypersomnie) Migräne auslösen kann. Während ein erholsamer Schlaf die Migränesymptome lindern kann, während sie noch andauern, kann zu viel Schlaf die Probleme verschlimmern. Der Begriff „Wochenend-Migräne“ wird häufig für Migräne verwendet, die bei Personen auftritt, die am Wochenende ausschlafen, um den Schlafverlust während der Woche auszugleichen.
Der Zusammenhang zwischen Schlafmangel und Migräne ist auch bidirektional. Das bedeutet, dass Schlafstörungen Migräne auslösen können, aber Migräne kann sich auch negativ auf unseren Schlaf auswirken. Migräne kann dazu führen, dass wir uns erschöpft und übermäßig schläfrig fühlen, was unseren Schlaf-Wach-Rhythmus stören kann.
Ich bin mit einer Migräne aufgewacht. Was kann ich tun?
Obwohl es keine Heilung für Migräne gibt, sind bestimmte Maßnahmen möglich, um die Symptome zu lindern. Freiverkäufliche Schmerzmittel, ein Glas Wasser oder ein kühles, feuchtes Tuch auf der Stirn können Linderung verschaffen. Außerdem kann man dafür sorgen, dass die Umgebung ruhig, dunkel und angenehm ist. Wenn die Migräne anhaltend oder stark ist, sollte man mit seinem Arzt sprechen. Ein Arzt kann mit dir die Symptome besprechen, deine medizinische Vorgeschichte erörtern und körperliche oder neurologische Untersuchungen durchführen, um andere Erkrankungen auszuschließen, die deine Migräne beeinflussen können. Er kann dir auch andere Medikamente verschreiben, die bei deiner Migräne helfen.
Wie kann ich künftige Migräne vorbeugen?
Es ist klar, dass die Wechselwirkung zwischen Schlaf und Migräne sowohl kompliziert als auch sensibel ist. Da sowohl zu wenig als auch zu viel Schlaf mit Migräne und anderen Kopfschmerzerkrankungen in Verbindung gebracht werden, besteht eine der wichtigsten Möglichkeiten, diese Probleme zu bekämpfen, darin, die richtige Menge an Schlaf zu bekommen. Für eine optimale Gesundheit wird empfohlen, dass Erwachsene zwischen 7 und 8 Stunden pro Nacht schlafen, während jüngere Menschen möglicherweise mehr Schlaf benötigen. Um sicherzustellen, dass man den besten erholsamen Schlaf bekommt, ist es außerdem wichtig, eine gute Schlafhygiene zu praktizieren. Im Folgenden findest du einige Tipps, die dir helfen können, eine gesunde Schlafroutine zu entwickeln und beizubehalten.
- Befolge einen Zeitplan: Versuche jeden Tag zu den gleichen Zeiten ins Bett zu gehen und aufzuwachen, auch an Wochenenden. Ein konstanter Schlafrhythmus hilft, unzureichenden oder übermäßigen Schlaf zu vermeiden, der Migräne auslösen kann.
- Vermeide Genussmittel vor dem Schlafengehen: Alkohol, Nikotin und Koffein können deine Schlafqualität und -konsistenz beeinträchtigen.
- Entspanne dich: Entspanne dich vor dem Schlafengehen, indem du dich mit beruhigenden Aktivitäten wie Lesen, Meditieren oder Musikhören beschäftigst. Sorge für eine angenehme und kühle Raumtemperatur und eine gut stützende Matratze.
- Schalte das Licht aus: Zusätzlich zu den Lampen und Deckenleuchten kann auch das Licht von Mobiltelefonen, Tablets, Fernsehern und anderen elektronischen Geräten den zirkadianen Rhythmus stören und das Einschlafen erschweren. Am besten schaltest du diese Geräte vor dem Schlafengehen aus und versuchst, sie nicht zu benutzen, während du im Bett liegst.
Referenzen
Matthias Böhm
Matthias setzt sich leidenschaftlich dafür ein, Menschen mit Informationen zu versorgen, die sie nutzen können, um sinnvolle Entscheidungen über ihre Gesundheit zu treffen. Als wissenschaftlicher Autor hat er mehr als ein Jahrzehnt damit verbracht, Patient*innen, Betreur*innen und Fachleute mit qualitativ hochwertigen, faktenbasierten Informationen zu versorgen und diese zu verfassen. Wenn er nicht gerade schreibt, kocht Matthias gerne vegetarisch, wandert und schläft gerne aus.